Mariella Mehr

Geboren 1947 in Zürich. 1981 erschien mit «Steinzeit» ihr erster Roman. Soeben ist ihr Gedichtband «Ognuno incatenato alla sua ora / Jeder an seine Stunde gekettet» erschienen. Mariella Mehr lebt in Zürich. (2015)

www.mariellamehr.com

2015
 

Sa, 16.05.15, 10:00

Übersetzungsatelier
Landhaus Säulenhalle
de/it
2000

Aus: Malik, Roman, unveröffentlicht

Andere haben früh gealterte Gesichter. Zu früh gealterte Haut. An mir sind es die Hände. Der tägliche Gebrauch, die damit verbundene Anstrengung liessen sie früher als alle meine andern Körperteile altern. Sie sehen, auch das Altern ist nicht mehr voraussehbar. Als mir Malik ihre Hände lieh, glichen die meinen gebrochenen Flügeln. Nun, mit 26 Jahren, hat sie selbst diese Form verlassen. Eingesperrt wie der Rest haben sie jede Daseinsberechtigung verloren. Wie soll man ohne Hände glauben, dass Handeln einen Sinn hat? Deshalb zwänge ich mich durch keine Träume ins Freie, versuche es nicht einmal, nicht wie Marlies, Sepps Hure, die man draussen Dumme Kuh nannte, weil sie für alles den Arsch hinhielt. Hier drinnen hält sich jeder nur für sich hin, wie draussen das Feuer, das auch nur sich im Visier hat, selbst wenn der Augenschein trügt. Kaum zu glauben, dass es die Marlies trotzdem nach Draussen zieht, zurück zu Sepp, dem Schönen, der sie grinsend ermunterte und zusah, wie sie dem Balg das Rückgrat brach.

 

Sa, 03.06.00, 14:00

Lesung
Landhaus Landhaussaal
1997
 

Fr, 09.05.97, 14:00

Lesung
Landhaus Landhaussaal

Fr, 09.05.97, 17:00

Podium
Die Literatur der Roma
Landhaus Säulenhalle
1995

Aus dem Roman-Manuskript Daskind

Da hockt nun der Chrot im Kreuz des Mannes, blättert ab vom des vortags gefassten Entscheid, sich der Katharsis mannhaft zu stellen. Kann kaum schnaufen, der Kari, obwohl doch von draussen das frische Morgenlicht und eine sanfte Brise ins Haus dringen; ein schlecht getarnter Generalangriff auf die Vernunft. Karis Leib, ein randalierender Raum. Sonntag ist's, und die Frau in der Kirche betet dem Herrn ums Maul. Sind beieinander, der Herr und die Magd, verbunden im kalten Rausch, der auch dem Kari durchs Hirm schlittert. Leckt sich hin, dieser Rausch, turnt rum, affenschnell am Gedankenmüll unterm kantigen Schädel, suhlt sich in den letzten Resten Vernunft, rüttelt an den Verankerungen, die ein Gehirn zusammenhalten, weicht kein Yota vom Verwüsten, schlickt sich durch Karis Gemüt, als war da eine schwarze Hochzeit zu feiern, dieser kalte Rausch.
Ueberm Kari Daskind. Schlottert das Fleisch zurecht, das sündige. Reisst sich in den neuen Morgen, nach all dem unruhigen Schlaf und dem Traum, der sich hohnlachend ins satte Morgenlicht fläzt, grad so, dass die Nacht zurückkehrt. In die Kammer eindringt, wo's doch eben noch so traut vom Gezwitscher der Vögel, den Nestwebern, den Flügelmüttern.

 

Sa, 27.05.95, 17:00

Lesung
Landhaus Säulenhalle
1989
 

Fr, 05.05.89, 15:00

Lesung
Kreuzsaal
1983
 

Fr, 13.05.83, 20:30

Lesung
Kreuzsaal
1982
 

Sa, 22.05.82, 14:00

Lesung
Kreuzsaal